Entdeckungsreisen ins Leben – mit Startschwierigkeit

Gartengeschichten, Kapitel 006

Betrieblich hatte ich mich aus dem Sumpf der Schulden wieder aufs Trockene gearbeitet und mit einer Technikerin eine GbR gegründet. Sie hatte vor, in Zukunft meinen Betrieb zu übernehmen. Es war mit ihr abgemacht, dass ich sie bis zum Erwerb ihrer Meisterprüfung unterstützen würde.
0052_1_kunstIch hatte vor, mich so weitgehend wie möglich aus der Arbeit zurückzuziehen und mein Leben anderweitig zu erforschen. Ich wollte aus dem „Funktionieren-Müssen“ heraus und meine kreative Seite sollte nun einmal wirklich zu ihrem Recht kommen. Mich künstlerisch auszudrücken, war schon immer ein Teil meines Lebens, auch wenn die Lehrer in der Schule durch ihre Reglementierungen und schlechten Benotungen versucht hatten, es mir

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auszutreiben. 🙂 Außerdem wartete ja der Drache darauf, wirklich ins Leben zu kommen.

So löste ich vorzeitig eine Lebensversicherung auf, um einen Ausgleich zum entfallenden Verdienst zu haben.

Nun konnte es also losgehen!

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Nein, nichts ging los. In dem Moment, in dem der Druck des „Arbeiten-Müssens“ nachließ, überkam mich eine gewaltige Schwäche. Ich überstand keinen Tag, ohne mich mehrfach hinlegen zu müssen. Mir wurde bewusst, wie heftig ich seit langer Zeit über meine Kräfte gearbeitet hatte und dass mich nur noch Druck und Stress in Trab gehalten hatten. Der Zustand dauerte insgesamt etwa ein halbes Jahr. Es galt, erst einmal einen neuen Rhythmus zu finden. Darüber verging der Winter, und wir sind nun im Jahr

2001.

Ich bin oft hin- und hergerissen.

Erst sorge ich mich um die Pflänzchen, damit sie wachsen. Wenn sie dann richtig in Schwung sind, komme ich mit einem Werkzeug und stutze sie in ihrem Wachstum zurück. Innerlich bin ich für überbordende Fülle, Freiheit und voll ausgetobtes Leben und andererseits habe ich Vorstellungen und Wünsche einer Gestaltung, in der ich das Leben ausbremse und regle, um sie zu erreichen. Ein Spagat, der mir immer wieder bewusst ist und der mir Dankbarkeit und Demut abverlangt. Der Umgang mit der Natur stellt mich immer wieder vor ethische und emotionale Herausforderungen.

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In diesem Jahr mischten wir uns kaum in den Zyklus des Wachstums um unser Haus herum ein. Das Meiste passierte von allein. Die Pflanzen des Vorjahres hatten sich weitgehend versamt und wir ließen sie einfach wachsen.

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Analogien zwischen Garten und Mensch

Immer wieder beobachte ich, dass Pflanzen dort, wo sie sich selbst ansiedeln, oft am Prächtigsten wachsen. Dabei gibt es Standorte, wo es im Grunde unmöglich scheint, dass solch eine Fülle entsteht. Wir müssen hier ständig gießen, der Boden hat keine wirkliche Kraft und sogar der Sauerampfer lässt irgendwann die Blätter hängen. Doch andere Pflanzengeschöpfe krallen sich in kleinste Spalten von Ruinen, nutzen minimal angewehten Sand, ziehen ihre Kraft aus altem Mörtel und den verrottenden Blättern die sie selbst erzeugten und überleben wochenlange Trockenheit auf sonnenheißen Mauern. Ich bewundere das und es macht mich sehr nachdenklich, auch als Analogie, bezogen auf unser menschliches Leben!

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Wir streben z.B. danach, unseren Kindern „bessere“ oder gar „optimale“ Bedingungen zu schaffen, doch diese Bedingungen entsprechen oftmals lediglich unseren eigenen Gestaltungsvorstellungen des Lebens. Auch Kinder werden dann vielfach an Stellen „gepflanzt“ die sie sich nicht aus dem Herzen heraus aussuchen. Ein vom Leben Herumgetrieben-Sein, wie ein Samenkorn, ist erst recht nicht zulässig, denn sie sollen ja möglichst einen „gesicherten Ertrag“ bringen. – Mir erscheinen jedoch die Pflanzen auf Ruinen oft irgendwie glücklicher, als die im fetten Boden.

Drachenzeit

Langsam nahm der große Drache Gestalt an. Und dann war es soweit, dass er seinen Platz beziehen konnte. Leider war er zu bequem, um selbst hinauf zu fliegen. 🙂  Er wollte die Unterstützung der gesamten Familie, die auf der anderen Seite am Seil hing und schwitzend zog.

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Hier der Beweis: Ich schmuse gerne. Sogar mit Drachen. 🙂

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Von da an wachte er die nächsten Jahre über unsere wechselhaften Geschicke.

Berührende Zeiten

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Meine Ehepartnerin befand sich in der Ausbildung zur Heilpraktikerin. Sie hatte sich auf den Weg gemacht, verschiedene Körpertherapien zu erlernen. Als ich 2000 von ihr meine erste Tiefengewebsmassage bekam, war es wundervoll und mir augenblicklich klar, dass ich das selbst auch lernen wollte! Nun war es soweit, ich absolvierte die Ausbildung. Der Entschluss brachte eine wunderschöne Erfahrung und ein inneres Wachstum! Seither sind Massagen ein wesentlicher Teil meines Lebens.
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Das äußere Wachstum ging derweil ebenfalls seinen Weg.

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